Sind Sie auf der Suche nach dem besten Logistikmodell für Ihr Unternehmen? Auf diese Frage gibt es leider keine einfache Antwort. In diesem Artikel erläutern wir die Unterschiede zwischen den fünf gängigen Modellen von 1PL bis 5PL – und welche Lösung für Sie am besten geeignet sein könnte.
Der Begriff Logistik stammt ursprünglich aus dem Militär. Damit wurden Truppenbewegungen und Materialtransporte für die verschiedensten Bereiche militärischer Operationen bezeichnet.
Heute ist die Logistik ein integraler Bestandteil der Supply Chain (Lieferkette) und des Supply Chain Managements. Der Logistikexperte H. Baumgarten definiert sie als die „Planung, Steuerung, Koordination, Durchführung und Kontrolle aller inner- und zwischenbetrieblichen Waren- und Informationsflüsse“. Nach dieser Definition umfasst sie die Bewegung von Waren von der Lagerung über die Verpackung bis zum Versand – einschließlich des Vorwärts- und Rückwärtsflusses von Produkten. Das Ziel eines Unternehmens ist es, diesen Prozess so effizient und kostengünstig wie möglich zu gestalten.
Überblick aller Logistimodelle: von 1PL bis 5PL
Das Unternehmen, das Rohstoffe oder Waren verpackt, bewegt und lagert, wird als Logistikdienstleister bezeichnet. Bei der Erbringung von Logistikdienstleistungen gibt es fünf verschiedene Logistikmodelle und Arten von Logistikanbietern: 1PL, 2PL, 3PL, 4PL und 5PL. Die Grafik zeigt einen kurzen Überblick ihrer Unterschiede:
Der Grad der Auslagerung nimmt von 1PL bis 5PL schrittweise zu. Die rot umrandeten Symbole in den Grafiken veranschaulichen, welcher Teil der Supply Chain von einem externen Dienstleister verwaltet wird.
Bei einem 1PL Modell verwaltet der Hersteller oder Produzent der Waren die Lieferkette selbst. In einem 5PL Modell hingegen wird die Lieferkette vollständig von einem externen Dienstleister verwaltet. Zwischen diesem „Alles-oder-Nichts“-Ansatz gibt es mehrere alternative Möglichkeiten. Werfen wir einen Blick auf die verschiedenen Logistikmodelle im Detail:
1PL – First Party Logistics Provider
Ein First Party Logistics Model beschreibt das einfachste Modell: Nur eine Partei ist am gesamten Logistikprozess beteiligt. Das bedeutet, dass der Hersteller oder Produzent der Waren den Transport selbst übernimmt. Das Unternehmen wickelt alle Aktivitäten von der Verpackung über die Verladung bis hin zur Auslieferung ab und nutzt dabei seine eigenen Unternehmensabteilungen und Ressourcen, z. B. Lkw, Lkw-Fahrer, Auflieger und Lagerhäuser. In diesem Fall wird der Hersteller als First Party Logistics Provider (1PL) bezeichnet.
Beispiel: 1PL in der Transportlogistik
Das Startup-Unternehmen L.G. Stark produziert innovative Autoteile für die deutsche Automobilindustrie. Um diese vom Produktionsstandort in Legnica (PL) in das zentrale Warenlager in Berlin (DE) zu liefern, hat das Unternehmen ein Logistikteam aufgebaut. Das Team stellt mehrere Lkw-Fahrer ein und kauft firmeneigene Lkw, um die Waren auszuliefern. Es ist keine externe Partei beteiligt.
2PL – Second Party Logistics Provider
In einigen Fällen übergibt der Hersteller den Transport der Waren an einen Logistikdienstleister. Auf diese Weise wird als zweite Partei ein Transportunternehmen – auch Fuhrunternehmer oder Frachtführer genannt – hinzugezogen. Der Frachtführer übernimmt dabei alle Transportaufgaben im Namen des Herstellers (Verladers) und stellt Mittel wie Lkw und Fahrer zur Verfügung. Der Verlader behält jedoch die volle Kontrolle und das administrative Management über seine Transportlogistik.
Dieses umfangreichere Modell wird als Second Party Logistics Model bezeichnet, bei dem das Transportunternehmen als Second Party Provider (2PL) fungiert.
Beispiel: 2PL in der Transportlogistik
Mit dem Wachstum des Unternehmens und der steigenden Produktion steht das Logistikteam von L.G. Stark vor der Herausforderung, das ebenfalls zundehmende Transportvolumen vom Produktionsstandort zum Zentrallager zu bewältigen. Vor die Frage gestellt, ob sie ihre eigenen Transportmittel ausbauen oder einen 2PL Anbieter beauftragen sollen, entscheiden sie sich für Letzteres. Von nun an vergibt L.G. Stark jeden Transportauftrag an ein Fuhrunternehmen, das die Zustellung der Waren übernimmt.
3PL – Third Party Logistics Provider
Die Koordinierung und Kommunikation mit vielen einzelnen Transportunternehmen und Frachtführern ist möglicherweise nicht mehr effizient genug, wenn ein Unternehmen wächst. Der Verlader könnte sich dann dafür entscheiden, einen Third Party Logistics Provider (3PL) zu beauftragen, der das operative Management der Transporte übernimmt. Logistikdienste von Dritten können auch Fulfillment-Services wie Auftragsabwicklung, Verpackung, Bestandsverwaltung und Lagerhaltung umfassen.
Verlader, die einen oder mehrere Third Party Logistics Provider beauftragen, schließen in der Regel einen langfristigen Vertrag ab. Die Vereinbarung(en) ermöglichen es dem Verlader, die Leistung sowohl der Lieferkette als auch des externen Logistikdienstleisters zu messen, zu bewerten und Optimierungsmaßnahmen zu ergreifen.
Beispiel: 3PL in der Transportlogistik
Innerhalb des letzten Jahres hat L.G. Stark sein Geschäft weiter vergrößert und besitzt nun mehrere Produktionsstandorte in ganz Europa. Da die Koordination der Fuhrunternehmen und Transporte immer komplexer wird, beschließt das Logistikteam, InstaFreight als 3PL Anbieter für die Inbound-Logistik einzusetzen. Mit seinem digitalen Speditionsservice übernimmt InstaFreight von nun an alle operativen Prozesse und wickelt diese transparent und effizient ab: Sobald das Logistikteam von L.G. Stark einen Transport über die InstaFreight-Plattform bucht, wird der Auftrag automatisch dem leistungsstärksten Frachtführer zugewiesen. InstaFreight greift dabei auf ein Netzwerk aus 25.000 Transportpartnern zurück. Alle Transporte können durch automatische Status-Updates und Echtzeit-Tracking verfolgt werden. Diese technologiebasierte Lösung bietet dem Team von L.G. Stark einen vollständigen Überblick über die täglichen operativen Abläufe.
4PL – Fourth Party Logistics Provider
Ein 4PL Logistikmodell geht noch einen Schritt weiter als ein 3PL Modell. Bei diesem Modell übernimmt der Fourth Party Logistics Provider (4PL) einen ganzen Teil der Lieferkette im Auftrag des Verladers. Ein 4PL Anbieter kommt dann ins Spiel, wenn ein Verlader nicht nur die operative Koordination und Steuerung von Transporten oder Lagerarbeiten wie bei einem 3PL Modell auslagert, sondern das Management seiner gesamten Transport- oder Lagerlogistik. Das Modell wird dann üblicherweise als Fourth Party Logistics Model bezeichnet.
Der 4PL Anbieter überwacht, steuert und optimiert alle Prozesse, einschließlich der Koordination von 3PL Anbietern, Frachtführern oder Lagerhäusern. Das Hauptmerkmal dieses Modells ist, dass der Dienstleister nicht anlagenbasiert arbeitet, d. h., er besitzt weder eigene Lager noch Lkw. Er fungiert lediglich als neutraler Managementpartner, der die Logistikprozesse verwaltet und überwacht.
Beispiel: 4PL in der Transportlogistik
Das Logistikteam von L.G. Stark beschließt, das Management der gesamten Inbound-Transportlogistik auszulagern. Ziel ist es, alle beauftragten Frachtführer und Transporte digital zu managen – daher wird InstaFreight als 4PL Anbieter beauftragt. Innerhalb weniger Wochen bindet InstaFreight alle bestehenden Fuhrunternehmen, Frachtraten und Transportwege von L.G. Stark an die Plattform an und verwaltet sie als neutraler Dienstleister, während L.G. Stark die Kontrolle über strategische Entscheidungen behält. Ein Control Tower und regelmäßige KPI-Berichte versorgen L.G. Stark mit Datenanalysen als Grundlage für diese Entscheidungen. Als Vergütung erhebt InstaFreight eine kleine und transparente Managementgebühr. Ein weiterer Vorteil für L.G. Stark ist, dass sie zusätzlich den 3PL Service von InstaFreight nutzen und von dessen umfangreichen Kapazitäten profitieren können – zum Beispiel, wenn einer ihrer Frachtführer einen Auftrag kurzfristig storniert.
5PL – Fifth Party Logistics Provider
Das umfassendste Logistikmodell ist ein Fifth Party Logistics Model. In diesem Fall lagert der Verlader nicht nur Teile seiner Lieferkette aus, wie es bei einem 4PL Modell der Fall ist. Stattdessen beauftragt er einen Dienstleister mit der Verwaltung seines gesamten Supply Chain Netzwerks – von der Fertigung über die Verpackung und Lagerung bis hin zum Transport. Der Fifth Party Logistics Provider (5PL) plant, organisiert und implementiert dann strategisch die Transportlogistik seines Kunden.
Ein 5PL Anbieter kann den Bedarf und das Volumen von 3PL und 4PL Anbietern konsolidieren. Er verhandelt mit Dienstleistern wie Spediteuren, Frachtführern, Fluggesellschaften usw. über günstige Tarife und Dienstleistungen. Er bietet auch strategische, innovative Logistiklösungen und -konzepte an.
Die Anwendung von Logistikdienstleistungen auf ein Unternehmen umfasst auch die Bereitstellung eines Rahmens für die Planung, Umsetzung und Lieferung verschiedener Aspekte einer Lieferkette. Dazu gehören Materialien, Dienstleistungen, Informationen und Kapitalfluss, die der Planung, Lieferung, Terminierung und Transportverfolgung bedürfen.
Beispiel: 5PL in der Transportlogistik
Nachdem L.G. Stark zu einem globalen Akteur in der Automobilindustrie geworden ist, beschließt das Unternehmen, das immer komplexere Management seiner Lieferkette – eingehende, ausgehende und interne Logistik – vollständig auszulagern. Das Unternehmen beauftragt einen 5PL Anbieter mit der Verwaltung seines internationalen Supply Chain Netzwerks. Damit wird der Material- und Warenfluss vom Rohmaterial bis zum Endprodukt und zum Käufer von einer einzigen Partei verwaltet. Dies umfasst sowohl die strategische Aufstellung als auch die operative Planung und Ausführung, z. B. die Wahl von Handelswegen und Frachtführer sowie die Vereinbarung von Frachtraten. Eine digitale Plattform wie InstaFreight könnte die Grundlage für eine solche vernetzte Logistik bilden, indem sie die verschiedenen Akteure (z.B. Lieferanten, Spediteure, Kunden) in einer Lieferkette miteinander verbindet und so die Zusammenarbeit und die Harmonisierung der Abläufe erleichtert.
1PL bis 5PL – welches Logistikmodell ist das Richtige für Sie?
Ob 1PL, 3PL oder 5PL – es gibt viele verschiedene Logistikmodelle, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Um zu entscheiden, welches Modell für sie am besten geeignet ist, müssen sich Verlader die individuelle Frage stellen: Wie viel will (und kann) ich allein bewältigen?
Es ist eine Tatsache, dass sich unsere Wirtschaft in den letzten Jahren rasant entwickelt hat. Obwohl die Logistikbranche noch recht traditionell ist und manuelle und analoge Prozesse den Arbeitsablauf dominieren, spielt die Digitalisierung eine immer wichtigere Rolle. Datenanalyse, automatisierte Matching-Algorithmen für die Auswahl der geeigneten Fuhrunternehmer und Echtzeit-Transpotverfolgung sind entscheidend für die effiziente Planung, Terminierung und Verfolgung eines Transports durch die Lieferkette.
Digitale 3PL und 4PL Anbieter wie InstaFreight sind Experten darin, ein transparentes und effizientes Transportmanagement für ihre Kunden zu zu realisieren. Obwohl Verlader dann bestimmte Aufgaben und Kompetenzen an ihren Logistikdienstleister abgeben, behalten sie die Kontrolle und können sich auf das konzentrieren, was am wichtigsten ist: Ihr Geschäft weiter auszubauen!