Volle Raststätten, keine Pausen, übermüdet und zum Schluss auch noch zu spät beim Kunden.

Autobahnen sind die neuen Lagerhallen der Logistik. Die Just-in-Time-Produktion ist einer von vielen Gründen, weshalb die Nachfrage an Transportmitteln steigt und den Autobahnverkehr verstärkt. Viele Unternehmen liefern ihre Produkte „gerade zur richtigen Zeit” vor ihrer Weiterverarbeitung in der Produktion, damit Lagerkosten reduziert werden.

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur geht davon aus, dass bis zum Jahre 2030 die Nachfrage nach Transportmittel von Speditionen sogar um knapp 40% steigen wird.

45.000 Stellen auf dem Fahrermarkt sind unbesetzt.

Nach Daten des Dekra Arbeitsmarkt Reports gehen derzeit knapp 50.000 Berufskraftfahrer in den Ruhestand. Gleichzeitig bilden Speditionen jährlich 10.000 Anfänger aus. Dieses Ungleichgewicht hat sowohl einen Einfluss auf den Verkehr, als auch erhebliche Nebeneffekte auf die Logistik und Wirtschaft.

Lohndumpings und schlechte Arbeitsbedingungen verursachen, dass immer mehr junge Leute den Beruf ablehnen.

Unfaire Wettbewerbsbedingungen lassen die Konkurrenz auf dem Logistik-Arbeitsmarkt steigen. Jeder dritte Lkw-Fahrer kommt aus Osteuropa. Ihre Löhne sind weit unter dem deutschen Mindestlohn. Der rumänische Mindestlohn liegt beispielsweise bei 422€ im Monat. Dementsprechend ist der Konkurrent aus Osteuropa für Speditionen weitaus günstiger, als der deutsche Trucker.

Der deutsche Lkw-Fahrer verdient dagegen durchschnittlich 2.000€ Brutto. Was im direkten Vergleich viel wirkt, ist aber bei vielerorts explodierender Mieten und der Versorgung der eigenen Familie und in Anbetracht des Stress’ beschaulich. Der Beruf bleibt für Neuankömmlinge uninteressant. Einige Speditionen bieten deshalb Antrittsgelder von mehr als 2.000€ beim Einstieg in den Beruf an.

Um selbst wettbewerbsfähig zu bleiben, lassen viele Lkw-Fahrer ihre Pause außer Acht.

Knapp berechnete Lieferzeiten für lange Routen üben Zeitdruck und Stress auf den Fernfahrer aus, was dazu führt, dass Trucker Ruhezeiten nicht wahrnehmen und übermüden. Der Zeitdruck kann verursachen, dass Trucker unvorsichtig werden und Sicherheitsabstände nicht einhalten. Oft führt der Druck auch dazu, dass beim Beladen der Güter Zeit eingespart wird, weshalb Ladungssicherungen nicht gewährleistet werden. Die Fahrer bringen so nicht nur sich selbst in Gefahr, sondern erhöhen auch das Risiko, andere Verkehrsteilnehmer in Unfälle zu verwickeln.

Wie zum Beispiel am 13.06.2018, als rund 600 Bierkästen von der Ladefläche eines Sattelzuges auf der A70 gerutscht sind, während er auf die Autobahn auffahren wollte. Verletzt wurde bei diesem Unglück niemand.

Volle Raststätten rauben Lkw-Fahrern den Schlaf.

Alle Lkw-Fahrer leiden unter dem mangelnden Ausbau der Infrastruktur. Kommt ein Fahrer nach einer langen Schicht endlich an der nächsten Raststätte an, ist diese zugeparkt. Dem Berufsfahrer bleibt nichts anderes übrig, als zur nächsten Raststätte zu fahren, in der Hoffnung, dass die Polizei ihn nicht anhält. Sonst müsste er mit einem Bußgeld von 30€ pro Stunde rechnen, die er weiterfährt. Lkw-Fahrer müssen nämlich gesetzlich vorgeschriebene Pausen einlegen, welche zum Schutz ihrer Gesundheit und anderer Verkehrsteilnehmer dienen.

Speditionen müssen die Arbeit für potenzielle Berufskraftfahrer wieder attraktiv gestalten.

Die Logistik leidet unter der mangelnden Verfügbarkeit von Arbeitnehmern. Der Mangel wirkt sich vom Disponenten bis hin zum Endkunden aus, der auf seine Ware mit einer großen Verspätung wartet. Die planmäßige Abfolge verschiebt sich innerhalb der Logistikkette.

Dies führt zu Kommunikations- und Beziehungsproblemen zwischen Spediteur und Kunde.

Die Logistik muss Arbeitsbedingungen für Berufsfahrer in Zukunft verbessern.

  • Das EU-Verkehrsministerium einigt sich darauf, dass Lkw-Fahrer in Zukunft bei ihrer wöchentlichen Ruhepause von 45 Stunden, nicht mehr in der Fahrerkabine schlafen dürfen. Speditionen werden verpflichtet sein, Unterkünfte für ihre Fahrer zu zahlen. Somit könnten nach Verkehrsminister Norbert Hoefer überfüllte Raststätten vermieden werden. Doch meistens sind keine besseren bzw. gar keine Alternativen außer der eigenen Fahrerkabine vorhanden. Deshalb ist auch ein Ausbau der Infrastruktur und die Errichtung von mehr Parkplätzen dringend nötig, um kurze Ruhezeiten auf Rastplätzen zu ermöglichen.
  • Mehr Kontrollen zur Pauseneinhaltung auf den Autobahnen und höhere Bußgelder an Spediteure müssen ausgelegt werden. Allein kurze Pausen bewirken eine bessere Konzentrationsfähigkeit und mindern das Unfallrisiko.
  • Ein funktionierender Flächentarif innerhalb der EU würde es der Logistik ermöglichen, einen fairen Wettbewerb zu führen, Sozial-Dumpings und Schwarzarbeit in Zukunft zu vermeiden. Derzeit wird im Europa Parlament ein Gesetzespaket verhandelt, was zukünftig gegen Sozial- und Lohndumpings spricht.

Somit könnte der Beruf für potenzielle Auszubildende attraktiv gemacht werden, um den Mangel an 45.000 Berufsfahrern aufzuheben. Der Fahrermangel ist nämlich nicht nur eine Bedrohung für die Logistik, sondern für die gesamte Wirtschaft.

 

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